Wer hat schon nicht mal davon geträumt, einen Diamanten zu finden? Man stellt sich vor, wie er in der Hand glitzert.

In Arkansas gibt es eine öffentlich zugängliche Mine – die einzige in ihrer Art – wo dieser Traum gelebt werden kann. Für nur 13 Dollar bekommt man für einen Tag Zutritt zum 15 Hektaren großen Gelände, was in etwa der Größe von 21 Fußballfeldern entspricht. Man darf sich hinsetzen, wo man will, um zu buddeln. Wer auf einen Diamanten stößt, darf ihn behalten.

Dutzende von Menschen versuchen ihr Glück im Schlamm, bei glühender Hitze, Hagel oder Regengüssen.

Wohin wandern die Gedanken beim Graben? Nicht selten steigen statt der eher unwahrscheinlichen Vermögen Geister aus der Vergangenheit aus dem Untergrund.

Ein kurzer Dokumentarfilm unter der Regie von Caitlyn Greene
Fotografie: Nick Perron-Siegel
Schnitt: Caitlyn Greene, Dillon Hayes
Ton: Calvin Pia
Musik: Jeff Melanson
Kolor: RCO, Seth Ricart, Derrick Yuen, Sheina Dao
Produktion: Eric Maierson, Andrew Hutcheson
Übersetzung, Untertitelung: Sara Schellenberg, Rahel Schneebeli, Julia Schupfner, Xenia Leizinger, Janos Lieberherr, Yasmina Danioth

Interview

Caitlyn Greene | 99.media

Caitlyn Greene Regisseurin

Ein Park voller vergrabener Diamanten in Arkansas und Menschen, die ihre eigenen Abenteuer erlebten – Ich war begeistert.“
  • Erzähle uns etwas über dich, Caitlyn.


Ich bin Filmemacherin aus dem Süden der USA und habe einen Emmy-Award gewonnen. Der Film «Die Diamant» ist meine neuste Kurzdoku und wurde vom Magazin «The New Yorker» erworben, nachdem sie beim Internationalen Camden Film Festival (CIFF) ihre Premiere hatte. Dort wurde mein Film auch mit dem CIFF Vimeo Staff Pick Award ausgezeichnet. Ich hatte davor schon Kurzfilme gedreht, die bei internationalen Filmfestivals gezeigt wurden oder Preise wie den Vimeo Staff Picks Best of the Year gewonnen haben. Zudem habe ich bereits Regie bei verschiedenen Projekten für Unternehmen wie YouTube, Facebook oder Mercedes-Benz geführt.

 

Für meine Arbeit als Filmeditorin bei der HBO Peabody-ausgezeichneten Dokuserie «Der Unglücksbringer – Das Leben und die Tode des Robert Durst» habe ich einen Primetime Emmy und einen ACE Eddie Award erhalten. Ein weiteres Projekt, bei welchem ich ebenfalls als Filmeditorin tätig war, ist die Doku «When Lambs Become Lions» (Regie Jon Kasbe, «Blood Rider»), produziert von Cinéma Vérité. Bei diesem Projekt habe ich beim Tribeca Film Festival einen Award für den besten Schnitt erhalten und wurde zudem von dem Internationalen Dokumentarverband (IDA) für einen Preis nominiert. Dazu habe ich noch bei der Dokumentarserie «A Wilderness of Error» von Marc Smerling («Der Unglücksbringer – Das Leben und die Tode des Robert Durst») und Errol Morris mitgearbeitet.

The Diamond | 99.media
  • Wie ist dieses Projekt zustande gekommen?


Zufälligerweise bin ich auf einen Online-Artikel über den State Park «Crater of Diamonds State Park», den Schauplatz meines Filmes, gestossen und war sofort Feuer und Flamme. Ein öffentlich-zugängliches Feld in einem Park in Arkansas, voller vergrabener Diamanten und verschiedene Menschen, die ihre eigenen Abenteuer erlebten? Ich war begeistert.

Ich habe mag die «Roadside Americana»-Kultur und den Süden der USA, wo ich aufgewachsen bin. Darüber hinaus aber hat mich die Metapher, die dieses Feld darstellt, angesprochen. Ich war gespannt, wem ich auf diesem Feld begegnen würde, warum dies Menschen hier sind und was sie finden werden.

„Ich wollte den Film auf das Feld begrenzen, weit weg von Zeit und Raum. Fast so, als würde die Zeit hier stillstehen.“
  • Kannst du uns über deine Herangehensweise im Feld erzählen?


Es war Mai und der Director of Photography beziehungsweise der Bildregisseur, Nick Perron-Siegel, und ich haben das Feld während sechs Tagen besucht. Wir sind herumgelaufen und haben mit Personen gesprochen, die uns interessant schienen. Es kommen nur etwa die Hälfte aller interviewten Personen im Film vor. Die meisten Menschen waren auf Durchreise, weswegen die Interviews unsere einzigen Begegnungen waren.

Sobald sich die Personen bereiterklärt hatten, mit uns zu reden, haben wir uns hingesetzt und einige Stunden lang mit ihnen gesprochen. Das war es auch schon. Es war wie ein Blind-Date, aber in Interviewform. Durch das lange Graben hatten wir viel Zeit und Platz für unsere Unterhaltungen. Das war essenziell.

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  • In «Der Diamant» filmst du die Diamantengräber auf Augenhöhe, ihre Füsse sind mit Schlamm verdreckt. Du verwendest oft den Zoom, auch in einer wunderschönen Szene, welche uns Zuschauern zeigt, wie gross der ganze Park tatsächlich ist. Diese Filmtechniken sind nicht sehr üblich. Erzählst du uns mehr über deine visuellen Methoden?


Ich wollte den Film auf das Feld begrenzen, weit weg von Zeit und Raum. Fast so, als würde die Zeit hier stillstehen. Die Menschen hier reflektieren ihren Alltag und wir wollten möglichst weit weg davon sein. Das war unsere Ausgangslage.

Die für die Bildaufnahme angewandten Techniken wie die Verwendung eines bestimmten Objektivs oder das Color Grading, beziehungsweise die Farbkorrektur, hingen alle von unserer Ausgangslage ab. Der Zoom erweckte einen nostalgischen Stil, aber er entwickelte auch eine Sprache für den Film, während wir uns in diesem grossen, offenen Raum zwischen intimen Unterhaltungen und fremden Menschen bewegten.

  • Dein Film ist von einer starken Sanftheit geprägt. Wir fühlen uns von der Natur umgeben, wir hören den Wind durch die Bäume wehen und die Vögel zwitschern. Erzählst du uns etwas über deine Herangehensweise in Bezug auf den Sound und die Musik?


Das hast du sehr schön gesagt und ich spüre das im Sound auch. Dies ist auch aufgrund der Art und Weise, in welcher unser Komponist Jeff Melanson die Musik und Technik arrangierte. Wir wollten, dass die Welt des Feldes stark im Sound vorkommt, besonders da das Feld visuell nicht sehr dynamisch ist. Dennoch gibt es eine Verbundenheit zwischen der Erde unter der Oberfläche und allem, was sich darüber befindet. Jede Person, die hier vorbeikommt, interagiert damit. Wir haben versucht, diese Verbundenheit mit dem Sound zum Leben zu erwecken.

„Als Editorin zu arbeiten, ist eine grossartige Art, die Filmsprache und deren Grammatik zu lernen.“
  • Wie du bereits gesagt hast, bist du Regisseurin und arbeitest auch oft als Filmeditorin. Wie beeinflussen deine Erfahrungen als Filmeditorin deine Regiearbeit? Gehst du den Dreh eher «technisch» an? Schaust du eher darauf, was für den Schnitt alles nötig ist?


Ich finde, als Editorin zu arbeiten, ist eine grossartige Art, die Filmsprache und deren Grammatik zu lernen. Natürlich ist es sehr nützlich zu wissen, was ich, technisch gesehen, für den Schnitt brauche. Ausserdem ermöglicht es diese Arbeit, eine Sprache für den Film und konkrete Ideen zu finden, um die strukturellen oder narrativen Elemente zu entwickeln.

Die technischen Methoden wie der Zoom, den du erwähnt hattest, spielten noch keine konkrete Rolle, als wir den Film gedreht haben. Aber ich hatte nun ein Gespür für die Sprache, die wir entwickelten, und wir konnten diese Sprache dann bewusst beim Schnitt einsetzen.

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  • An welchen Projekten arbeitest du jetzt gerade?


Ich arbeite an einem Dokumentarfilm im US-Bundesstaat Louisiana, der vom Mississippi-Fluss und von der Beherrschung der Natur handelt. Die Protagonisten spielen darin eine wichtige Rolle.

  • Möchtest du noch etwas über 99 und die Adaption deines Filmes in mehrere Sprachen sagen?


Ich bin sehr dankbar, dass der Film übersetzt wurde und schätze es sehr, dass Filme so zugänglicher sind. Ich hoffe, dass mein Film universelle menschliche und emotionelle Momente beleuchtet, die Zuschauer:innen mit den verschiedensten Sprachen ansprechen werden.

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